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Der Kartograph: Puzzle-Action mit Buntstiften im Test

Review des Kennerspiels Der Kartograph.

Der Kartograph

Puzzlespiel

Spieler
1-100
Alter
ab 10 Jahren
Dauer
45 Minuten
Verlag
Pegasus Spiele
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In Der Kartograph von Pegasus nimmst du die Rolle eines Entdeckers ein und erstellst nur mit Zettel und Stift bewaffnet eine Landkarte fĂŒr deine Königin. In Ihrem Auftrag kartografierst du einen leeren Flecken Neuland, welcher zu Beginn des Spiels nur ein Raster mit ein paar GebirgszĂŒgen auf deinem Zettel ist. Zug um Zug fĂŒgst du der Karte neue Gebiete in Form von Tetris-Bausteinen hinzu, aus denen eine komplette Welt entsteht.

Der Kartograph ist ein Roll & Write Spiel, dauert 45 Minuten und ist fĂŒr bis zu 100 Spieler geeignet. Vor unserem Test fragten auch wir uns, „100 Spieler, wie kann das sein?“ Ganz einfach, das Spiel beinhaltet 100 doppelseitige Landkarten, die je ein Spielerboard darstellen. Allerdings liegen der Box nur fĂŒnf Bleistifte bei


Wie spielt man Der Kartograph?

Zu Beginn des Spiels erhÀlt jeder Spieler eine eigene leere Landkarte mitsamt Stift. Eine Landkarte besteht aus einem leeren Raster mit ein paar Gebirgen und Ruinen darauf. Die in der Mitte des Spielfelds ausliegenden Karten stellen Dekrete der Königin (Wertungskarten), erkundbare Gebiete und die Jahreszeit dar.

Das Spielfeld von Der Kartograph. In der oberen Reihe liegen Karten fĂŒr die Jahreszeit und Zielvorhaben. In der mittleren Reihe liegen die Wertungskarten und in der unteren Reihe Erkundungskarten.
So sieht das Spielfeld von Der Kartograph aus. Neben der Jahreszeit liegen die Wertungskarten, welche sich wie in Isle of Skye im Laufe des Spiels Àndern (AB, BC, CD, DA).

Das Spiel wird ĂŒber vier Jahreszeiten gespielt. Jede Jahreszeit besteht dabei aus mehreren Runden mit je drei Phasen:

  1. In der Erkunden-Phase deckt ein Spieler die oberste Karte des Erkundungsstapels auf. Jede Erkundungskarte enthĂ€lt einige GelĂ€ndearten und -formen und gilt fĂŒr alle Spieler. Typische GelĂ€ndearten sind zum Beispiel Felder, FlĂŒsse, WĂ€lder und Dörfer.
  2. In der Zeichnen-Phase wĂ€hlst du eine GelĂ€ndeart, die du anschließend in deine Karte einzeichnest. Du darfst Formen drehen und spiegeln, aber nicht ĂŒber Gebirgen platzieren. Welche Position die Beste fĂŒr dein GelĂ€nde ist, hĂ€ngt von den Wertungskarten ab.
  3. Sobald ihr eine bestimmte Anzahl an Erkundungskarten aufgedeckt habt, findet in der ÜberprĂŒfen-Phase die Wertung der Jahreszeit statt.

Nachdem alle vier Jahreszeiten abgeschlossen sind, addiert ihr die Punkte zu einer Gesamtwertung. Der Kartograph mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel. Danach könnt ihr auf der RĂŒckseite der Karte direkt die nĂ€chste Partie starten.

Wertungsphase und Sonderkarten

Die Wertung etwas aufwendiger, denn sie ist in vier Kategorien unterteilt. Die Kategorien beinhalten Dekrete, gesammelten GoldmĂŒnzen und Monster. Somit können unterschiedliche Taktiken zum Erfolg fĂŒhren.

Am Ende jeder Jahreszeit wertest du zwei Dekrete aus. Jedes Dekret enthĂ€lt Bedingungen, fĂŒr deren ErfĂŒllung du Ruhmespunkte erhĂ€ltst. Das “Schildwald”-Dekret gibt dir zum Beispiel einen Punkt fĂŒr jedes Wald-Feld, das an den Rand der Karte grenzt. Ziehst du in der Erkunden-Phase eine Karte mit einem Wald-Feld, ist es sinnvoll die Form am Kartenrand zu platzieren. Da jedes Dekret mehrfach gewertet wird, ist eine langfristige Planung der SchlĂŒssel zum Erfolg.

Links im Bild liegen das Dekret Schildwald und die Erkundungskarte Obsthain. Ich zeichne den Obsthain im unteren Bereich meiner Karte ein.
Ich zeichne meinen Wald an den Rand der Karte. Dabei umschließe ich einen Teil des Gebirges, um spĂ€ter eine MĂŒnze dafĂŒr zu erhalten.

FĂŒr das Umschließen eines Gebirges erhĂ€ltst du GoldmĂŒnzen. Am Ende jeder Jahreszeit rechnest du die Anzahl deiner MĂŒnzen in Ruhmespunkte um. Sammelst du frĂŒhzeitig GoldmĂŒnzen, erhĂ€ltst du auch hierfĂŒr mehrmals Punkte.

Punkte zu verlieren ist ebenfalls möglich. Denn als Kartograph entdeckst du nicht nur StĂ€dte und FlĂŒsse, sondern auch Monster. Deckst du eine Hinterhaltkarte auf, gibt jeder Spieler seine Karte an seinen Nachbarn weiter. Dieser zeichnet Monster möglichst unpassend in die fremde Karte ein, da leere Felder neben einem Monster Minuspunkte geben.

Außerdem gibt es einen weiteren, besonderen Kartentyp. Deckst du eine Ruinen-Karte auf, ziehst du sofort eine weitere Erkundungskarte. In der darauf folgenden Zeichnen-Phase muss die GelĂ€ndeart auf einem Ruinenfeld platziert werden. Ist das nicht möglich, zeichnest du ein einzelnes Feld mit einer GelĂ€ndeart deiner Wahl auf der Karte ein.

Macht Der Kartograph Spaß?

Ich male gerne, ich habe Spaß an Puzzle-Spielen – es ist, als wĂ€re Der Kartograph extra fĂŒr mich geschaffen worden. Anstelle eines Bleistifts zeichnen wir unsere Karten mit Buntstiften und achten darauf, dass das Gesamtbild nicht zu langweilig aussieht.

Unsere gezeichneten Landkarten aus mehreren Partien Der Kartograph.
Jeder unserer Kartographen hat seinen eigenen Stil. Einige malen Feld fĂŒr Feld, andere zusammenhĂ€ngende FlĂ€chen. Eigene Titel und Wappen sind inzwischen selbstverstĂ€ndlich.

Abgesehen von dem gestalterischen Aspekt sind die Monster besonders spaßig. Im Gegensatz zu Puzzle-Spielen wie Tiny Towns oder Cottage Garden, interagierst du mithilfe der Monster mit deinen Mitspielern. Zuerst freust du dich, wenn du eine besonders bösartige Stelle fĂŒr dein Monster gefunden hast. Dann erhĂ€ltst du deine eigene Karte zurĂŒck und Ă€rgerst dich, dass ein Monster deinen Plan durchkreuzt hat.

Durch die zufĂ€llig gewĂ€hlten Dekrete unterscheidet sich jede Runde von der vorherigen. Dadurch können sich erfahrene Spieler nicht auf einer Strategie ausruhen, sondern mĂŒssen sich stĂ€ndig auf neue Situationen einstellen.

Im Gegensatz zu anderen Spielen haben wir bislang noch keine GruppengrĂ¶ĂŸe gefunden, in der das Spiel keinen Spaß macht. Egal ob zwei oder zehn Spieler, Der Kartograph macht in jeder Zusammensetzung Spaß.

Fazit

Auch wenn Der Kartograph nicht das Kennerspiel des Jahres geworden ist, ordne ich ihn als mein persönliches Spiel des Jahres 2020 ein. Es ist lustig, schnelllebig und bringt die grauen Zellen mit Puzzle-Action auf Touren.

Gute Puzzler und langfristige Planer kommen bei Der Kartograph voll auf ihre Kosten. Ja, leere BlĂ€tter wirken erfahrungsgemĂ€ĂŸ abschreckend auf viele Mitmenschen. Trotzdem wollte jeder unserer Testspieler mindestens zwei Partien spielen. Auch der Preis von 17 Euro (Neuerscheinung) ist sehr fair.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass der Untertitel „aus dem Roll Player Universum“ eine falsche Erwartungshaltung erzeugt. In Der Kartograph findet kein Rollenspiel statt. Abgesehen von der Beschreibung auf der Box hat das Spiel nicht einmal eine Story. Das Roll Player Universum ist nur der Name einer Spielereihe.

HĂ€ufig gestellte Fragen

Wo bekomme ich neue Karten fĂŒr Der Kartograph her?

Die Erweiterung Der Kartograph – Neue Entdeckungen beinhaltet einen Ersatzblock fĂŒr das Grundspiel, einem neuen Block mit zwei zusĂ€tzlichen Landkarten und vier Hinterhaltkarten.

Was ist Der Kartograph – Ära der Helden?

Der Kartograph – Ära der Helden ist ein eigenstĂ€ndiges Spiel, kann aber auch mit dem Material aus Der Kartograph kombiniert werden. Es enthĂ€lt ein völlig neues Element: Helden, mit denen eingezeichnete Monster unschĂ€dlich gemacht werden können. Die Auslieferung erfolgt im Sommer 2021. 

Kann man der Kartograph zu zweit spielen?

Ja, Der Kartograph ist sogar in den Top 5 unserer Brettspiele fĂŒr 2 Personen.

Der Kartograph
ist bei Pegasus Spiele erschienen.

Unsere Bewertung

  • Eine Karte zu zeichnen ist ein erfrischendes, nicht alltĂ€gliches Spielprinzip.
  • Dauer und Preis sind perfekt fĂŒr den Auftakt eines Brettspielabends.
  • Aufgrund seiner GrĂ¶ĂŸe ist Der Kartograph ein geeignetes Reisespiel. 
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