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Baldur’s Gate 3: 5 Gemeinsamkeiten mit Dungeons & Dragons (und 5 Unterschiede)

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Baldur's Gate und Dungeons & Dragons im Test.

Wir haben das Videospiel Baldur’s Gate 3 einem Praxistest unterzogen, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Regelwerk des Fantasy Rollenspiels Dungeons & Dragons einzukreisen. Kann das Videospiel die komplexen Situationen am Spieltisch nachbilden, inklusive der manchmal wirklich absurden Freiheiten, die sich einzelne Spieler herausnehmen? Und wenn nicht, wie löst es dann die gängigsten Herausforderungen im Spiel?

Was hat Baldur’s Gate mit Dungeons & Dragons zu tun?

Die Videospielreihe Baldur’s Gate basiert auf dem Pen-&-Paper-Rollenspiel Dungeons & Dragons. Das Videospiel hat dabei den Anspruch, sowohl die Spielmechanik sehr genau abzubilden, als auch den geschichtlichen Bezug auf die bestehenden Welten herzustellen.

Über die Jahre haben sich beide Spiele stark verändert. Während der erste Baldur’s Gate Teil noch auf der 2. Edition von D&D basierte, orientiert sich Baldur’s Gate 3 an der 5. Edition. Inzwischen hat sich der Kreis zwischen Pen-&-Paper und Videospiel geschlossen. Denn mit der D&D Erweiterung Abstieg nach Avernus kannst du die Schauplätze des Videospiels besuchen.

Welche Gemeinsamkeiten Baldur’s Gate und Dungeons & Dragons haben und wo die Unterschiede liegen, schauen wir uns jetzt im Detail an.

Gemeinsamkeit: Geschichte und Schauplätze

Die Stadt Baldur's Gate aus dem Spiel Baldur's Gate 3 ist einer der Schauplätze, den du auch in Dungeons & Dragons bereisen kannst.
Die Stadt Baldur’s Gate im Jahre 1494 DR. Wenn du möchtest, kannst du sie mit der offiziellen Erweiterung „Abstieg nach Avernus“ auch in Dungeons & Dragons besuchen.

Dungeons & Dragons und Baldur’s Gate 3 haben gemeinsam, dass sie in den Vergessenen Reichen spielen. Das Tutorial findet in Avernus statt, eine der neun Höllen. Der anschließende Akt 1 spielt in Faerûn, dem Kernkontinent von Toril.

Für die Fantasy-Historiker unter euch gehen wir noch etwas weiter ins Detail. Baldur’s Gate 3 spielt im Jahr 1493 DR. Zu diesem Zeitpunkt finden die Ereignisse rund um den Abstieg nach Avernus statt. Flüchtlinge aus Elturel strömen westwärts in Richtung der Stadt Baldur’s Gate. Zu Beginn des ersten Akts stranden wir am Fluss Chionthar, welcher parallel zur Hauptstraße nach Baldur’s Gate verläuft. Wie es nun weitergeht, entscheiden die Spieler.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Abenteuerwelten“ im Spielerhandbuch.

Unterschied: Festes Abenteuer

Die vielen Welten von Dungeons & Dragons sind Orte voller Monster und Magie, tapferer Krieger und spektakulärer Abenteuer.
In Dungeons & Dragons ist alles möglich. Lässt der Spielleiter es zu, dann könnten die Abenteurer eine Taverne eröffnen. Wer will schon gegen Drachen kämpfen?

Ein großer Unterschied zwischen Baldur’s Gate 3 und Dungeons & Dragons ist, dass das Abenteuer hinter BG3 in jedem Spieldurchlauf mehr oder weniger ähnlich abläuft. Egal ob du in Akt 1 die Druiden, Flüchtlinge oder Kultisten unterstützt, Akt 2 wird immer in den Schattenlanden spielen.

Das soll keine Kritik an Baldur’s Gate sein, im Gegenteil. Wir genießen es sehr, die gleiche Situation mit anderen Charakteren durchzuspielen und ein anderes der möglichen Ergebnisse zu erzielen. Aber die Geschichte hat aus vielerlei Gründen ein festes erzählerisches Ziel und wird dich dorthin leiten (en. Railroading).

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Wie man spielt“ im Spielerhandbuch.

Gemeinsamkeit: Charaktererstellung

Gemeinsamkeiten bei der Charaktererstellung in Dungeons & Dragons und Baldur's Gate 3. Links im Bild ist ein Charakterbogen aus D&D zu sehen. Die Werte des Charakters aus dem Pen and Paper Rollenspiel stimmen mit dem aus dem Videospiel überein.
Wir haben den gleichen Charakter in Dungeons & Dragons und Baldur’s Gate 3 erstellt. Die Attribute, Zauber und Fähigkeiten stimmen größtenteils überein.

Baldur’s Gate 3 beginnt mit der Charaktererstellung, die wirklich sehr viel mit dem Vorgang aus Dungeons & Dragons gemeinsam hat. Du wählst deinen Charakter aus einer von 12 Rassen und 46 Klassen. Anschließend verfeinerst du deine Hintergrundgeschichte und wählst passende Zauber und Fähigkeiten. Zum Schluss rundest du deine Auswahl mit einem passenden Namen ab.

Wir haben nicht schlecht gestaunt, als unsere Dunkelelfen Zauberin aus der Blutlinie der Golddrachen, die weithin als Scharlatan bekannt ist, in beiden Spielen nahezu identische Werte vorweisen konnte.

Ein kleiner Unterschied zwischen Baldur’s Gate 3 und Dungeons & Dragons ist, dass das Pen-&-Paper-Rollenspiel mit seinen Erweiterungen eine größere Auswahl an Rassen und Klassen bietet. So stehen zum Beispiel die Vogelmenschen (Aarakocra) nicht zur Auswahl. Auch den Werkmeister (Artificer) werden sicherlich einige D&D Spieler vermissen.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Charaktere Schritt für Schritt“ im Spielerhandbuch.

Unterschied: Gesinnung

Mehrere D&D Charaktere prügeln sich in einer Taverne.
Wenn du beim Würfelspiel in der Taverne abgezockt wirst, rufst du die Wache oder regelst du das Problem selbst? Im Zweifel dient dir deine Gesinnung als Leitstern.

In D&D besitzt jede typische Kreatur eine Gesinnung, die grob ihre moralische und persönliche Einstellung beschreibt. Als Spieler nutzt du die Gesinnung als moralischen Kompass, wenn du mal nicht sicher bist, wie dein Charakter in bestimmten Situationen verhalten soll.

In Baldur’s Gate 3 entscheidest du in jeder Situation spontan, wie du dich verhältst. Dadurch erarbeitest du dir einen Ruf bei den unterschiedlichen Gruppierungen im Spiel. Wenn du möchtest, kannst du dein Verhalten jederzeit anpassen. Unter Umständen führt dies jedoch zu Zerwürfnissen mit der Gruppe.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Gesinnung“ im Spielerhandbuch.

Gemeinsamkeit: Kämpfe

Kämpfe in Baldur's Gate 3 haben viel mit Dungeons & Dragons gemeinsam.
Visuell haben die Kämpfe in Baldur’s Gate 3 vielleicht etwas mehr zu bieten, als die Spielfiguren am D&D Spieltisch. Sie basieren jedoch beide auf dem gleichen Regelwerk.

Beim Thema Kämpfen gibt es in Baldur’s Gate 3 und Dungeons & Dragons viele Gemeinsamkeiten. Nur in einzelnen Teilaspekten lässt sich das Videospiel kleinere Freiheiten, um den Spielfluss nicht zu stören. Fangen wir mit den Grundlagen an.

Jeder Kampf beginnt mit dem Initiativwurf. Dieser Wurf bestimmt, in welcher Reihenfolge die Beteiligten am Zug sind. Anschließend handeln die Charaktere nacheinander ihren Zug ab. Sie bewegen sich frei über den Spielplan und geben ihre verfügbaren (Bonus-) Aktionspunkte aus. Angreifen, springen, schubsen, zaubern – alles was du aus D&D kennst, steht dir auch in Baldur’s Gate zur Verfügung. Optisch orientiert sich das Videospiel an der Tabletop-Variante von Dungeons & Dragons.

Um den Spielfluss zu verbessern, finden die Würfelwürfe in Baldur’s Gate nur im Hintergrund statt. Außerdem können Charaktere gleichzeitig aktiv sein, wenn zwischen ihren Aktivierungen kein Gegner an der Reihe ist. Unter gleichen Voraussetzungen würde unsere Dungeons & Dragons Gruppe für einen 15-minütigen Kampf in Baldur’s Gate 3 etwa 30 Minuten benötigen.

Eine größere Abweichung vom Kampfsystem ist, dass die Aktion „Vorbereiten“ nicht eingesetzt werden kann. Die damit verbundenen Möglichkeiten sind wahrscheinlich zu vielseitig, als dass BG3 sie abbilden könnte.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Kampf“ im Spielerhandbuch.

Unterschied: Zaubersprüche und Zustände

Durch einen Zauber wurden unzählige Skelette belebt, die einem Abenteurer das Leben schwer machen.
Magie bringt dich in Dungeons & Dragons in die unmöglichsten Situationen – und oft auch wieder heraus. Wie sieht es in Baldur’s Gate aus?

Beide Spiele verlassen sich massiv auf Magie. Es gibt kaum eine Situation, die deine Charaktere nicht mit einem kleinen Zaubertrick zu ihren Gunsten wenden können. Baldur’s Gate 3 beinhaltet die viele Zauber aus dem Grundhandbuch von Dungeons & Dragons, trotzdem gibt es in der Ausführung einige Unterschiede.

Im frühen Spielverlauf fällt beispielsweise auf, dass der Zaubertrick „Schockgriff“ keinen zusätzlichen Schaden gegen Gegner in Metallrüstungen erzeugt. Nebeneffekte, wie zum Beispiel der Vorteil beim Würfeln gegen gerüstete Gegner, sind jedoch im Zauber enthalten.

Anhand des Zaubers „Blindheit“ erkennt man ganz schnell, dass auch einige Zustände in Baldur’s Gate fehlen. In D&D heißt dieser Zauber nämlich „Blindheit/Taubheit“. Den Zustand der Taubheit gibt es in BG3 jedoch nicht.

Den größten Unterschied zwischen Dungeons & Dragons und Baldur’s Gate 3 in Sachen Zaubersprüche bekommen Kleriker oder Magier zu spüren. In Baldur’s Gate kannst du Zauber jederzeit vorbereiten. Brennt gerade ein Haus, dann ist der unvorbereitete Regenzauber nur wenige Klicks entfernt. In D&D ist das nur im Zuge einer langen Rast möglich.

Mehr dazu erfährst du in den Abschnitten „Zauber“ und „Zustände“ im Spielerhandbuch.

Gemeinsamkeit: Fähigkeiten und Würfel

Hier siehst du einen Würfelwurf auf Fingerfertigkeit. Baldur's Gate 3 und Dungeons & Dragons haben hier viel gemeinsam, denn neben dem Attributswert kommen auch Vorteile, Übungsboni, usw. zum Einsatz.
Hier siehst du verschiedene Faktoren, die einen Würfelwurf in Baldur’s Gate 3 beeinflussen. Ohne passendes Werkzeug würde selbst der hohe Übungsbonus hier nichts ausrichten.

Attributswürfe sind sowohl in Dungeons & Dragons, als auch in Baldur’s Gate ein Kernelement des Spiels. Ein Attributswurf stellt die Begabung oder das Training eines Charakters auf die Probe. So wird der Versuch eine verschlossene Truhe zu öffnen über einen Geschicklichkeitswurf abgehandelt.

Baldur’s Gate und Dungeons & Dragons haben dabei viele Gemeinsamkeiten. Das Ergebnis des W20 wird mit dem Übungsbonus, Gegenstände, Effekte, Inspiration, sowie Vor- und Nachteile aller Art beeinflusst. Nur auf Gruppenwürfe musst du in BG3 verzichten.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Attributswerte verwenden“ im Spielerhandbuch.

Unterschied: Spielleiter / Game Master

Spielleiter (Symbolbild).
Spielleiter (Symbolbild).

Jetzt kommen wir zu einem etwas strittigen Punkt. Hat Baldur’s Gate einen Spielleiter? Ja, es gibt einen Erzähler, besser gesagt eine Erzählerin. Aber diese erfüllt nicht die Rolle des Spielleiters.

Der größte Unterschied zwischen der Erzählerin und einem klassischen Spielleiter ist, dass man sie nicht ansprechen kann. Wenn wir Fragen haben oder das Gesamtbild nachschärfen wollen, dann haben wir keine Möglichkeit dazu.

Da Baldur’s Gate 3 ein Videospiel ist und üblicherweise vom Spielleiter beschriebene Szenen direkt auf dem Bildschirm sichtbar sind, entfällt an vielen Stellen der Gesprächsbedarf. Nur in kritischen Situationen fragt die Erzählerin nach, ob wir etwas „wirklich“ machen wollen. Eine kleine Hommage an echte Spielleiter, die damit vor tödlichen Gefahren warnen.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Wie man spielt“ im Spielerhandbuch.

Gemeinsamkeit: Zusammen mit Freunden spielen

In den Mehrspielereinstellungen von Baldur's Gate 3 können Freunde dem Spiel beitreten und Begleiter verteilt werden.
In den Mehrspielereinstellungen von Baldur’s Gate 3 bilden wir eine Gruppe aus zwei Spielern, begleitet von jeweils einem NPC (Nichtspielcharakter).

Der mit Abstand wichtigste Bestandteil von Dungeons & Dragons ist die Gruppe. Eine Gruppe besteht idealerweise aus 4 bis 5 Spieler und einem Spielleiter. Je kleiner die Gruppe ist, desto wichtiger ist die Rolle jedes einzelnen.

Auch Baldur’s Gate 3 ermöglicht es dir, mit drei weiteren Spielern das große Abenteuer zu erleben. Spielst du mit weniger Personen, kannst du die freien Plätze mit NPCs besetzen. Das ist auch in kleinen D&D Gruppen üblich.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Abenteuer“ im Spielerhandbuch.

Unterschied: Kurze und lange Rast

Die Spieler erholen sich in Dungeons & Dragons bei einer kurzen Rast.
Egal ob Videospiel oder Pen-&-Paper, jeder Abenteurer braucht mal eine Pause.

Zum Ende unseres Artikels dreht sich alles um eine Spielmechanik, die in D&D meist zum Ende eines Spieleabends zum Einsatz kommt. Das Konzept der kurzen und langen Rast haben Dungeons & Dragons und Baldur’s Gate 3 gemeinsam. In ihrer Ausführung unterscheiden sie sich jedoch grundlegend.

In D&D dauert eine kurze Rast mindestens 1 Stunde und endet darin, dass du Trefferwürfel einsetzt, um die Trefferpunkte deines Charakters zu regenerieren. Verbrauchte Trefferwürfel können erst nach einer langen Rast wieder verwendet werden. Man kann so oft rasten, wie man möchte. Eine Rast kann jederzeit durch Ereignisse unterbrochen werden.

In BG3 kann man zwei mal pro Tag eine kurze Rast einlegen und erhält pauschal die Hälfte seiner Trefferpunkte zurück. Außerdem ist eine kurze Rast selbst dann möglich, wenn Feinde in Sichtweite sind.

Mehr dazu erfährst du im Abschnitt „Rasten“ im Spielerhandbuch.

Teile des Bildmaterials für diesen Artikel wurden uns freundlicherweise von Wizards of the Coast und Larian Studios zur Verfügung gestellt.