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Miniaturen fotografieren: So gelingen deine Bilder immer

Miniaturen fotografieren: Tabletop Fotografie

Du hast einige Spielfiguren bemalt und möchtest nun deine besten Miniaturen fotografieren? In diesem Artikel zeigen wir dir die grundlegenden Handgriffe, wie du richtig gute Fotos schießt. Für den Anfang benötigst du nicht mehr, als dein Smartphone, ein Blatt Papier und eine Figur.

Wie sieht eine schlecht fotografierte Miniatur aus?

Tabletop Miniaturen zu bemalen macht Spaß und kann ein wirklich erfüllendes Hobby sein. Und wenn man sich wirklich Mühe mit einer Figur gegeben hat, möchte man diese natürlich auch präsentieren. Wer allerdings schon einmal versucht hat, seine Miniaturen zu fotografieren weiß, dass man viele Fehler machen kann.

Viele Fehler beim Fotografieren einer Figur in einem Bild.

Bilder wie dieses sehen wir täglich auf Instagram. Die Beleuchtung stimmt nicht, die Position der Figur ist unvorteilhaft und der Hintergrund ist sehr unruhig. Trotz der vielen Farbtöpfe kommt nicht das Gefühl auf, als sei der Maler besonders geschickt.

Das muss nicht so sein! Qualitativ hochwertige Miniaturen zu fotografieren ist viel einfacher, als du vielleicht denkst. Daher schauen wir uns Schritt für Schritt an, wie auch du gute Fotos von deinen Miniaturen schießen kannst.

Kamera oder Smartphone: Womit fotografiere ich Miniaturen?

Zuerst möchten wir ein großes Missverständnis aus der Welt schaffen:
Wir wollen Miniaturen fotografieren. Die sind zwar klein, aber jedes halbwegs aktuelle Smartphone kann gute Fotos von Miniaturen aufnehmen. Deshalb haben wir die meisten Fotos für diese Anleitung mit einem iPhone geschossen.

Vergleich der Fotografie eines Modells. Links mit einer Spiegelreflexkamera, rechts mit einem Smartphone geschossen.
Für diesen Vergleich haben wir die Figur mit zwei Kameras fotografiert. Das linke Foto wurde mit einer Canon EOS 1200D Spiegelreflexkamera geschossen, das Rechte mit einem iPhone XR.

Also verwende einfach die beste Kamera, die dir zur Verfügung steht. Wenn du einen Fotoapparat mit Makroobjektiv hast, fällt dir die Feinjustierung üblicherweise etwas leichter.

Fotostudio Marke Eigenbau: Komplett aus Papier gebaut

Eine gute Miniatur benötigt eine gute Kulisse. Die Kulisse rückt die Miniatur in den Vordergrund, hebt die Bemalung hervor und erzählt vielleicht sogar eine Geschichte. Also woher bekommst du eine gute Kulisse?

Wenn du nicht so viele Tabletop Fotografie Ideen hast oder einfach einen neutralen Hintergrund haben möchtest, dann ist die sogenannte Hohlkehle das Mittel der Wahl. Hierbei handelt es sich um eine Papier- oder Stoffbahn, die einen nahtlosen Übergang zwischen Wand und Boden bildet. Durch das Fehlen von scharfen Kanten sieht es so aus, als hättest du deine Figur im leeren Raum fotografiert.

Hohlkehle aus Din A4 Papier
Diese Miniatur wurde mit einem iPhone 10 fotografiert und nicht nachbearbeitet.

Eine Hohlkehle selbst zu bauen, ist gar nicht so schwer. Dazu benötigst du ein paar Blätter Papier, etwas Klebeband und einen Spielkarton.

  1. Als Erstes stellst du den Spielkarton auf einen gut beleuchteten Tisch. Der Karton dient als Rückwand für deine Hohlkehle.
  2. Dann befestigst du die kurze Seite des Papiers an dem Karton, beispielsweise mit Tesafilm. Etwa die Hälfte des Blattes bleibt dabei auf dem Tisch liegen.
  3. Das Papier hängt jetzt in einer Sichelform vom Spielkarton herab. Fertig ist die DIY-Hohlkehle.

Bei der Aufnahme deines ersten Testfotos wirst du vielleicht feststellen, dass deine Figur nicht besonders gut beleuchtet ist. Daher wirst du dein Motiv mit Schreibtischlampen oder einer Lichtbox ausleuchten müssen. Da die Lichtbox eine besondere Form der Hohlkehle ist, erzählen wir dir zunächst ein wenig darüber, bevor wir zum Thema Beleuchtung im Allgemeinen kommen.

Kaufempfehlung: Low Budget Lichtbox

Die nächste Ausbaustufe der Papier-Hohlkehle ist eine Lichtbox bzw. ein Mini-Fotostudio. Der Hintergrund in diesen Boxen ist aus Stoff und wird oft in mehreren Farben angeboten. Durch die LED-Streifen an der Decke und den reflektierenden Wänden kannst du auch im dunklen Kämmerlein Fotos von deinen Figuren schießen.

Hohlkehle mit einer gekauften Fotobox zum Fotografieren von Miniaturen.
Dieses Foto wurde mithilfe einer Lichtbox geschossen und ebenfalls nicht nachbearbeitet.

Wie du an diesem Foto siehst, lässt der helle LED-Streifen den Schlagschatten der Figur verschwinden. Das Licht hat einen leichten Blaustich, den du über deine Kameraeinstellungen oder bei der Bildbearbeitung ausgleichen kannst.

Wir haben verschiedene Lichtboxen testen können und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Modelle zwischen 20 und 40 Euro für unsere Zwecke am besten geeignet sind. Achte beim Kauf darauf, dass du verschiedene Hintergründe einhängen und diese somit wechseln kannst. Denn wenn du einen weißen Stormtrooper fotografieren möchtest, solltest du einen dunklen Hintergrund verwenden. Ansonsten ist der Farbkontrast zwischen Miniatur und Hintergrund zu gering.

Mini-Fotostudio / Lichtzelt

Mini-Fotostudio / Lichtzelt
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Beleuchtung: So leuchtest du deine Figuren ideal aus

Im letzten Abschnitt konntest du es bereits an einigen Fotos erkennen: Das Licht spielt eine wichtige Rolle bei der Miniatur-Fotografie. Egal welche Kulisse du letztendlich wählst, die Beleuchtung muss stimmen.

Foto einer schlecht belichteten Miniatur.
Die Lichtquelle (Fenster) befindet sich hinter dem Objekt. Anders herum wäre besser.

Selbst die schönste Bemalung sieht im falschen Licht schlecht aus. Natürlich wird man noch die Details erahnen können, aber eine richtige Beleuchtung macht schon viel her. Also wie beleuchtet man eine Miniatur?

  • Zunächst solltest du alle Schreibtischlampen zusammentragen, die du finden kannst. Du suchst Lampen, die ein möglichst neutrales (weißes) oder kaltes (blaues) Licht ausstrahlen. Warmes (gelbes) Licht hingegen ist zum Fotografieren von Miniaturen weniger geeignet, da es die Details verschwimmen lässt. Das kennst du vielleicht vom Candle-Light-Dinner.
  • Je mehr Lichtquellen du aufstellst, desto besser. Am besten leuchtest du die Miniatur von allen Seiten gleichermaßen an, und legst dabei einen leichten Fokus auf die Beleuchtung von oben. Da in der Natur das Licht auch von oben kommt, wirkt eine solche Beleuchtung natürlicher.
  • Wenn deine Figur einen harten Schatten wirft, musst du das Licht streuen. Hier ist dir die Hohlkehle eine große Hilfe, denn die weiße Oberfläche reflektiert das Licht deiner Lampen. Sind die Schatten noch zu hart, halte ein weißes Stück Backpapier mit etwas Abstand vor deine Lichtquelle.
  • Sonnenlicht ist kein verlässlicher Partner beim Fotografieren von Miniaturen. Denn durch die starke Lichtquelle entstehen sehr harte Schatten. Außerdem darfst du deine Kamera jedes Mal neu einstellen, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt.

Kaufempfehlung: Softboxen

Ringlicht, Softboxen und eine beleuchtete Lightbox. In diesem Bild sind viele Lichtquellen auf einmal zusehen.
Neben der Lichtbox stehen zwei Softboxen. Sie unterstützen die LED-Streifen in der Lichtbox. Das Ringlicht auf dem Stativ wird gerade nicht verwendet.

Das Nonplusultra in Sachen Beleuchtung sind natürlich Softboxen. Eine Softbox ist eine Lampe auf einem Stativ, vor die ein Stück Stoff gespannt wurde. Sie erzeugt ein sehr helles, kaltes Licht, welches durch den Stoff-Filter keine harten Schatten erzeugt. Allerdings können wir verstehen, wenn du dir zum Fotografieren von 28 mm hohen Figuren keine Scheinwerfer anschaffen möchtest!

Ursprünglich wollten auch wir keine Softboxen zum Fotografieren von Miniaturen verwenden. Als wir uns jedoch im gelb-blauen Möbelhaus geeignete Lampen angesehen haben, waren diese 20 Euro teurer als Softboxen. Jetzt besitzen wir zwei Strahler, mit denen wir ganze Spieltische ausleuchten können.

Softbox Beleuchtungs-Set

Softbox Beleuchtungs-Set
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Schokoladenseite: Kamera und Miniatur richtig positionieren

Du weißt bereits, wie du für einen ruhigen Hintergrund und gute Beleuchtung sorgst. Jetzt musst du deine Figur aus dem besten Blickwinkel fotografieren. Dafür musst du zwei Dinge beachten.

Zunächst ist die Ausrichtung der Figur wichtig. Denn obwohl du sie um 360° drehen kannst, sieht sie nur aus wenigen Blickwinkeln wirklich gut aus. Im ersten Bild in einer Serie möchtest du die Vorderseite der Miniatur zeigen. Drehe das Modell vor der Kamera und versuche, die wichtigsten Elemente in das Bild zu bringen.

Die gleiche Miniatur in drei verschiedenen Positionen von der Kamera aufgenommen.
Schau dir die Füße der Figur an. Johannes (Zombicide) wurde nur ganz leicht gedreht.

In dem oben gezeigten Bild gibt es zwei wichtige Aspekte, die unser Foto hervorheben soll. Es ist ein Fernkämpfer, der außerhalb des Motivs etwas bemerkt hat. Also versuchen wir den Blick in die Ferne und die große Armbrust in den Vordergrund zu rücken. Im linken Bild wird der Betrachter seltsam direkt angesehen und die Armbrust nimmt nur eine kleine Fläche ein. Außerdem nimmt der Umhang sehr viel Platz ein. Die anderen beiden Bilder heben die Pose und die Armbrust viel besser hervor.

Der zweite Aspekt ist der Winkel der Kamera. Wenn du dir zum Beispiel Produktfotos von Games Workshop ansiehst, erkennst du folgendes Schema:

  • Kleine oder einzelne Miniaturen, die zwischen 28 und 35 mm hoch sind, werden aus einem niedrigen Blickwinkel fotografiert. Von der Oberfläche der Base ist kaum was zusehen.
  • Figuren die besonders tief oder hoch sind, werden aus einem höheren Blickwinkel fotografiert. Die Base ist gut sichtbar.
Zwei unterschiedliche Kamerawinkel im Vergleich
Besonders Fahrzeuge profitieren von einem höheren Blickwinkel.

Zusammengefasst versuchst du sowohl über die Drehung, als auch den Kamerawinkel möglichst viel Fläche des Fotos (sinnvoll) mit deiner Miniatur einzunehmen. Menschen, Alien oder Roboter zeigen dabei möglichst viel von ihrer Vorderseite, Fahrzeuge hingegen mehr von ihrer Seite oder dem Dach.

Kaufempfehlung: Kamera-Stativ

Ein Stativ ist dann eine sinnvolle Anschaffung, wenn du Bilderserien schießen möchtest. Der typische Anwendungszweck dafür sind Beiträge in Sozialen Netzwerken, in denen du alle Seiten deiner Figur zeigst. Wenn der Betrachter auf seinem Smartphone durch die Bilder wischt, sollte das eine nahtlose Erfahrung sein. Dabei hilft der die feste Position der Kamera auf einem Stativ.

Das von uns verwendete Stativ-Set wird mit einem Ringlicht und mehreren Füßen ausgeliefert. Wir verwenden es nicht nur beim Fotografieren von Miniaturen, sondern auch für Videokonferenzen. Sind dir die Anschaffung weiterer Lampen oder Softboxen zu teuer, stellt das Ringlicht eine günstige Alternative dar.

Stativ mit Smartphone-Halterung und Ringlicht

Stativ mit Smartphone-Halterung und Ringlicht
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Stimmiges Gesamtbild: Geländeteile oder ganze Dioramen

Bislang haben wir versucht die Bemalung in den Vordergrund zu stellen, aber manchmal möchten wir eine Geschichte erzählen. Hier sind deinen Tabletop Fotografie Ideen natürlich keine Grenzen gesetzt. Du kannst Dioramen basteln, epische Schlachten inszenieren oder deine Miniaturen im Wald aussetzen.

Ein Space Marine (Warhammer 40.000) steht einer Kulisse. Das Ganze nennt man Diorama.
Durch die Kulisse steht die Bemalung des Space Marines nicht länger im Mittelpunkt.

Der Space Marine ist der Eyecatcher in diesem Foto. Im Gegensatz zu den bislang gezeigten Fotos steht er nicht im leeren Raum, sondern in einer Kulisse, die zu seiner Größe passt. Mit weiteren Modellen oder etwas Rauch könntest du ihn im Einsatz abbilden. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Hier haben wir Star Wars Legion Figuren fotografiert.
Hier wird mit mehreren Figuren und der Tiefenschärfe eine Geschichte erzählt. Der Mandalorianer (Star Wars Legion) ist von einem Mob umgeben. Schnell weg hier.

Dieses Foto zeigt 15 Modelle, wirkt aber trotzdem nicht überladen. Dafür sorgt die sogenannte Tiefenschärfe. Diese fortgeschrittene Technik erfordert, dass du die Kamera manuell steuerst. Durch die Veränderung der Blende und der Distanz zwischen Kamera und Objekt kontrollierst du, welche Bereiche des Motivs scharf und welche unscharf sind. So erzeugst du eine räumliche Tiefe und lenkst den Blick des Betrachters.

Nachbearbeitung: 100% aus den fotografierten Miniaturen holen

Auf das umfangreiche Thema Bildbearbeitung können wir hier nicht im Detail eingehen. Das wäre eine ganze Artikelreihe für sich. Beachte einfach die folgenden Punkte, egal ob du Photoshop, Gimp oder eine Smartphone-App verwendest:

  • Willst du die Bemalung deiner Figur hervorheben, lass die Finger von Filtern und beschränke dich auf die Farbkorrektur.
  • Staub, Haare und Kratzer sind alltägliche Begleiter bei der Miniatur-Fotografie. Diese entfernst du digital mit dem Stempel- oder Ausbessern-Werkzeug.
  • Zum Schluss schneidest du das Bild auf das Endformat zu, damit die Figur auch auf kleinen Bildschirmen gut zu erkennen ist. Fotos für Instagram-Posts sind beispielsweise quadratisch. Die Figur sollte dabei mittig im Bild stehen und einen Fingerbreit Abstand zum Bildrand haben.

    Genauere Angaben in Pixel oder Zentimeter ersparen wir uns an dieser Stelle, denn dafür müssten wir die Bildgröße und Auflösung berücksichtigen.

Jetzt hast du alles gelernt, um richtig gute Fotos von deinen Miniaturen zu schießen. Wenn du diese Ratschläge befolgst, steht deiner Karriere als Instagram-Maler nichts mehr im Weg!

Kaufempfehlung: Graukarte

Wenn du gar keine Lust hast, dich in das Thema Farbkorrektur einzuarbeiten, dann haben wir noch eine letzte Kaufempfehlung für dich. Mit einer Graukarte und der Weißabgleich-Funktion deiner Kamera bzw. App stellt sich das Gerät auf das Umgebungslicht ein und gleicht Farbstiche aus. Dafür stellst du die Karte vor dem Shooting einfach vor deine Figuren. Die Kamera kalibriert sich daraufhin von selbst.

Für unsere Fotos aus dem Abschnitt mit der Hohlkehle haben wir unsere Graukarte nicht verwendet, damit das Ergebnis näher an deinen ersten Aufnahmen im Heimstudio ist. Hätten wir sie verwendet, würdest du keinen Farbstich sehen.

Graukarte für den manuellen Weißabgleich und Belichtungsmessung

Graukarte für den manuellen Weißabgleich und Belichtungsmessung
Anzeige / Bild: Amazon

Häufig gestellte Fragen

Welche Foto-App ist zum Miniaturen fotografieren geeignet?

Auf dem iPhone verwenden wir die App Camera+ 2. Sie kombiniert die guten Features der iPhone-Kamera (Gitterlinien, Wasserwaage) mit professionellen Funktionen, wie zum Beispiel dem Weißabgleich, manueller Belichtung und einem gut kontrollierbaren Fokus.